Artikel aus der Ausgabe 3/4-2023
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ARTIKEL aus der Ausgabe März/April 2023
- Werde ganz ... von Wolf Schneider
- Wer sind wir wirklich? von Bianka Maria Seidl
- Identität, Berufung, Aufgabe ... von Martin Erdmann
- Freiheit aus der Sicht eines Heilers ... von Viola Schöpe
- Der Schatten der eigenen Eltern ... von Reinhard K. Sprenger
- Von der Lüge zur Wahrheit ... Nanea (Hans-Jörg) Tschäni
- Die befreiende Kraft schamanischer Bilder ... von Peter Maier
- Angstgegner der Angst: Dein Atem! von Devananda Ch. Vanhauer
- 15 Grundlagen des geistigen Lebens ... inspiriert von Veny Bachmann
Werde ganz ... von Wolf Schneider
"Wer bin ich?" ist die Frage aller Fragen. Das gilt schon seit Jahrtausenden. Seit sich unsere Spezies einer Ich-Identität bewusst ist, vermute ich, obwohl es von dieser Frühgeschichte außer ein paar Höhlenmalereien keine Dokumente gibt. Sie gilt als die Frage sowohl auf der Suche nach sich selbst, nach dem eigenen Lebensweg, wie auch in Philosophie, Spiritualität und Religion als zentral. "Erkenne dich selbst" ist eine andere Formulierung derselben Frage. In Altgriechisch stand diese Frage am Eingang des Apollotempels von Delphi: Gnqi seaun; in lateinischen Buchstaben Gnothi seauton. In der Zeit des Hellenismus war dieser Tempel ein paar Jahrhunderte lang die wichtigste Kultstätte der Mittelmeerregion, die sich damals für die Mitte der Welt hielt.
Who are you?
Dass nicht nur in Europa Selbsterkenntnis als die Essenz von Weisheit galt und noch immer gilt, erfuhr ich spätestens 1975. Da war ich nach acht Semestern eines in vieler Hinsicht unbefriedigenden Philosophiestudiums in München in Singapur auf einen Sufi gestoßen. Ohne mich zu kennen hatte mir dieser Müllmann im Hafen mit seinen strahlenden Augen die Frage entgegengeschleudert: "You have to ask yourself who you are!". Ich war gerade als Backpacker auf meiner großen Asienreise in dieser Drehscheibe Südostasiens angekommen. Das koreanische Frachtschiff, das mich von Aqaba aus mitgenommen hatte, überließ mich ohne Formalitäten dem dortigen Müllschiff. Auf dem befand sich jener Malaie, bei dem ich dann ein paar Tage wohnte, und der immer wieder jenen Satz sagte: You have to ask yourself who you are!
Verrückt, aber wesentlich
Innerlich belächelte ich die Besessenheit dieses Müllmanns von dieser Frage. Ich blieb jedoch freundlich, denn er war sehr sympathisch und behandelte mich großzügig und mit überschwänglicher Gastfreundschaft. Nachdem ich vier Jahre lang ziemlich gründlich die Grundsätze der Wissenschaft sowie der europäischen und indischen Philosophie studiert hatte, glaubte dieser Mensch offenbar, mich mit dieser unsinnigen Frage belästigen zu dürfen. Wie ignorant von ihm, wie unhöflich! Das Subjekt - ich - kann sich doch nicht selbst betrachten! Allein der Versuch, dies zu tun, würde es zum Objekt machen und so zu einem nicht im Endlichen lösbaren Widerspruch führen. Es dauerte noch ein Jahr, bis ich verstand, warum gerade wegen dieser Unlösbarkeit im Endlichen diese Frage so wesentlich ist. Ein Jahr, das ich zur Hälfte in einem buddhistischen Kloster in Thailand verbrachte - als Mönch, weil mir das der geeignetste Weg zu sein schien, mir selbst auf die Schliche zu kommen und "den Dharma" zu verstehen, das Naturgesetz der Verbindung von innen und außen, Natur und Mensch, Leben und Tod. In dem hieß es, "die Mutter aller Illusionen" sei der Glaube an das Selbst, das Ich, das Ego. Also das, nach dem ich doch fragen sollte, wie der Müllmann im Hafen von Singapur mir so beharrlich empfohlen hatte. Ein weiteres Jahr später hatte ich am Ashram in Poone an einem "Enlightenment Intensive" Seminar teilgenommen, in dem wir uns zwei Wochen lang, täglich 14 Stunden gegenseitig bis zur Erschöpfung aufforderten: "Tell me, who you are - sage mir, wer du bist!" Bedeutete dieses beharrliche Fragen auch Antworten zu finden? Oder würden die nur stören, weil sie etwas nicht Fixierbares zu fixieren suchten? In einem seiner berühmten Briefe an einen jungen Dichter hatte Rainer Maria Rilke ja empfohlen, mit den Antworten erstmal abzuwarten. Besser sei es, in die Fragen hinein zu leben.
Vielfach gespalten
Heute bin ich Teil eines Projektes für Jugendliche auf der Suche nach Orientierung, dem "Bachelor of Being". Dort bin ich der Meditationslehrer, Älteste und Philosoph für die Grundsatzfragen, darunter eben auch diese: Wer bin ich? Wohin und zu wem gehöre ich, und was gehört zu mir? Jede Woche haben wir in diesem fünfmonatigen Gemeinschaftsprojekt einen Schwerpunkt. Mitte Februar ist das die Frage der Identität. "Wer bin ich, und wenn ja wie viele?", so hat Richard David Precht sein Buch genannt, von dem immerhin der Titel zum geflügelten Wort wurde. Ein Titel, der nach der Frage aller Fragen im zweiten Teil auf unsere innere Gespaltenheit verweist, die heute wahrscheinlich größer ist als zurzeit des Buddha und des Heiligtums von Delphi. Für viele der heutigen Jugendlichen zeigt sich die Frage erstmal in der Form von: Was für ein Typ bin ich? Welcher der vielen Typenlehren kann ich vertrauen, wenn ich wissen will, wer ich bin? Oder bin ich so einzigartig, dass eine Typenzuweisung schon viel zu verallgemeinernd ist? Und was ist mit der Zuweisung in Mann und Frau, männlich und weiblich, ist das nicht nur eine gesellschaftliche Konvention, der ich, wie so vielen anderen, nicht trauen sollte?
Wir lassen niemanden zurück
Der heutige moralische Trend in der woken westlichen Kultur ist: Wir dürfen niemanden ausgrenzen und kein Anderssein diffamieren. Zu marginalisieren ist pfui; mit diesem Vorwurf wurden schon viele … marginalisiert. Auch in dem schicken, linksgrünen Vorort von Kassel, in dem ich seit drei Jahren lebe, steht an den Wänden der Häuser "We leave no one behind - wir lassen niemand zurück", das grüne Mem der Spiral Dynamics voll ausreizend. Niemanden zurücklassen? Außer den Bösen natürlich, die müssen wir zurücklassen. Und wer definiert, was böse ist? Dass wir, die Supertoleranten, an diesen Widersprüchen wachsen und so auf eine höhere, integralere Ebene gelangen, ist meine Hoffnung. Auf eine Ebene, auf der wir sagen können: "Nichts Menschliches ist mir fremd". Oder noch weiter, das "Tat tvam asi / auch das bin ich" der Upanischaden. Eine Haltung der Selbstwahrnehmung, in der auch Tiere, Pflanzen, Pilze und das Gewebe der gesamten, auch steinernen Natur enthalten ist. Alles, worauf sich meine Wahrnehmung lenkt, das bin ich. Die mystische Erfahrung der Allverbundenheit.
Sat-Chit-Ananda
Als einer der Teilnehmer des zweiten Durchgangs unseres Bachelor of Being eine solche Allverbundenheitserfahrung machte, sagte er danach, noch völlig geblisst, er habe "Nirvana" erfahren. Noch nie habe er etwas so Schönes, Überwältigendes erlebt. Eine solche Ekstase des Soseins im Wissen und Spüren der Allverbundenheit nennt man "mystische Erfahrung", sagte ich ihm, weil er so sehr darum rang es einzuordnen. In der indischen Philosophie gibt es einen Begriff dafür: Sat-Chit-Ananda - Die Einheit von Wahrheit (Sat), Bewusstsein (Chit) und Glückseligkeit (Ananda). Als ich das Wort zum ersten Mal in einem Buch über indische Philosophie las, lief ich danach wie berauscht durch die Straßen: Satcitananda auf Englisch, auf Sanskrit, nun hatte ich ein Wort dafür und konnte es einordnen. Sich bewusst machen, was wahr ist und darin vergehen, das ist Glückseligkeit!
Autonomie
So versunken in das Kontinuum des Unteilbaren in einer Menschengesellschaft leben, geht das? Dort brauchen wir die Idee der Individualität mit ihrem hohen Maß an autohypnotisch gefühlter Autonomie. Die ist zwar eine Illusion, aber eine, die Bindungen schafft, Beziehungen, Kooperation und Kultur. Das ganze menschliche Leben im Diesseits hängt von diesen Einbildungen von Ich und Wir ab. In diesen geben wir uns als einzigartig und unverwechselbar zu erkennen. In diesen verteidigen wir unsere Freiheit und Eigenheit gegen Übergriffe und Zumutungen. In diesen bilden wir Profile mit Ecken und Kanten und verteidigen diese sogar gegen "Identitätsverlust". Obwohl doch jede spirituelle und Liebeserfahrung ein Identitätsverlust ist, ein Verschmelzen mit etwas doch nur vermeintlich anderem. Diese himmlischen Identitätsverluste brauchen zum Ausgleich einen irdischen Gegenpol, ein: Ich bin nicht du; wir sind verschieden. Erst wenn dieser Gegenpol integriert ist, sind wir ganz.
Wolf Sugata Schneider, Jg. 52. , 1985–2015 Hrsg. d. Zeitschrift Connection. Autor v. »Sei dir selbst ein Witz« (2022). www.connection.de , www.bewusstseinserheiterung.info www.bachelor-of-being.de
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Wer sind wir wirklich? Unsere Identität hinterfragt ... von Bianka Maria Seidl
"Das Ziel des Lebens ist, deinen Herzschlag mit dem Takt des Universums in Einklang zu bringen, will heißen, deine Natur mit "der Natur" - so etwa schrieb einst Joseph Campbell, der US-amerikanische Professor und Publizist auf dem Gebiet der Mythologie, bekannt auch für die Heldenreise. Da tut sich uns sogleich eine große Frage auf: Was ist denn meine Natur, und inwieweit hat das etwas mit meiner Identität zu tun? Die Frage nach der eigenen Identität ist eine große und sie zieht sofort weitere Fragen nach sich wie zum Beispiel "Wer bin ich?". Das Nichtwissen dessen wer wir sind, führt zu großen Missverständnissen in der Welt. Denn wer nicht weiß, wer er ist, weiß auch nicht woher er kommt und wohin er geht.
Materialistisch geprägte Identität …
Aufgrund der Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten haben wir ein überwiegend mentales Bewusstsein entwickelt. Hintergrund ist das mechanistische Weltbild, das im 17. Jahrhundert entstand und das traditionelle, kosmologische Weltbild ablöste. Auf diese Weise wurde alles, was nicht gezählt, gemessen oder gewogen werden konnte, aus dem Bewusstsein verdrängt und galt als nicht real. Die Zeit des aufkommenden Rationalismus verstärkte diese Entwicklung noch mehr und fortan galt der rationale Verstand als die krönende Königsdisziplin unseres Menschseins. In der heutigen Zeit hat das so entstandene mentale Bewusstsein eine zentrale Bedeutung für unser Verständnis von Selbst, Persönlichkeit und menschlicher Erfahrung. Damit nehmen wir die Welt um uns herum wahr, treffen Entscheidungen und verbinden uns mit anderen. Jedoch ist dieses mentale Bewusstsein begrenzt, da es zumeist der Komplexität und Vielschichtigkeit vieler Ebenen, die unser Menschsein ausmachen, wie Geist und Seele, nicht gerecht wird. Das Resultat ist, dass viele Menschen viel zu verkopft sind, die Bedürfnisse ihrer Seele ignorieren und ihren Geist lediglich als eine Funktion des Gehirns wähnen.
Womit wir uns identifizieren …
Die meisten Menschen identifizieren sich mit Familie, Freunden, Arbeit, Hobbys, politische Überzeugungen, Lieblings-Restaurant und vielem mehr - aber sind wir wirklich das, was wir gerne als Teil unserer Identität sehen? Lass uns ein Beispiel betrachten: Du bist vielleicht ein begeisterter Fan von einer Organisation, einer politischen Gruppe oder etwas ähnlichem. Du engagierst dich, fühlst dich als Teil davon. Aber was ist, wenn sich diese Organisation oder Gruppe auflöst, weil plötzlich Ereignisse bekannt werden, die sie in ein schräges Licht rücken? Bist du dann immer noch dieselbe Person oder würdest du in eine Identitätskrise schliddern, weil ein Teil deiner Identität verschwunden ist? Oder was ist mit jemandem, der sich als Karrieremensch identifiziert, aber plötzlich arbeitslos wird? Ist diese Person immer noch dieselbe Person oder hat sie einen Teil ihrer Identität verloren? Diese Fragen bringen uns zu der erstaunlichen Wahrheit, dass wir uns nicht wirklich mit Dingen identifizieren sollten, die uns von außen zugewiesen werden oder die uns entzogen werden können. Stattdessen sollten wir uns auf die Dinge konzentrieren, die tief in uns verwurzelt sind und die uns unabhängig von äußeren Umständen definieren - unsere Werte, das wofür wir wahrlich einstehen, unser Charakter und nicht zu vergessen unsere Seele mit ihrem Erfahrungsschatz. So wie ein Wanderer, der sich auf einer längeren Reise verläuft, seine Karte und seinen Kompass benötigt. Um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen, benötigen wir eine starke innere Orientierung, um uns auf unserer Reise durch das Leben zu orientieren. Dabei kann unser natürliches Fundament - unsere Vorfahren, die für uns den Weg bereitet haben - eine Quelle von Kraft, Weisheit und sogar Orientierung sein, sobald wir uns ihnen wieder zuwenden und ihnen Raum in unserem Bewusstsein schenken. Darüber habe ich in meinem Buch "Schamanische Ahnenarbeit" ausführlich geschrieben. Daneben ist auch unsere Intuition ein wertvoller innerer Kompass und eine Kompetenz, der wir uns wieder vermehrt als Sprache zwischen uns unserer Seele anvertrauen dürfen. Ich möchte einige Aspekte aufführen, die ich für wichtig halte in punkto Identität und Identifizierung.
Sieben Aspekte hinsichtlich unserer Identität
1. Wir sind, was wir glauben …
Alles, woran wir glauben, ist Teil unserer Identität. Ob es sich um Überzeugungen, Träume oder Vorlieben handelt - wir sind das, woran wir glauben. Wenn du glaubst, dass du ein großartiger Koch, eine großartige Köchin bist, dann bist du das. Wenn du glaubst, dass du ein großer Naturliebhaber bist, dann bist du ein großer Naturliebhaber. Hingegen glaubst du, dass du eine Versagerin bist, dann bist du das auch. Es ist so einfach und so mächtig.
2. Unsere Persönlichkeit ist eine Sammlung von Erfahrungen …
Wenn wir es genau nehmen, dann ist unsere bewusste Identität lediglich eine Ansammlung von Gedanken und Gefühlen in der Erinnerung, die zusammen eine Geschichte ergeben. Wir identifizieren uns mit unseren Erfahrungen, mit unserer Geschichte und dem, was wir daraus gelernt haben. Jede Erfahrung formt uns zu dem, was wir heute sind, und bereitet uns auf das vor, was wir in der Zukunft sein werden. Doch wichtig zu wissen ist, dass das, was wir wirklich sind, zum größten Teil unsichtbar ist, ähnlich dem Eisberg, dessen sichtbarer Teil nur zu einem Achtel aus dem Wasser ragt. In unserer wahren Natur sind wir spirituelle Wesen, die hier auf der Erde eine menschliche Erfahrung machen. So hat es bereits Pierre Teilhard de Chardin, ein französischer Jesuit und Philosoph, vor langer Zeit beschrieben.
3. Wir können jederzeit neue Teile hinzufügen oder alte loswerden …
Wir sind keine Statue, die für immer so bleibt, wie sie ist. Wir können jederzeit neue Teile zu unserer Identität hinzufügen oder alte loswerden. Schau dir nur eine typische Morgenroutine an. Du stehst auf, schaust in den Spiegel und sagst dir: "Oh, ich bin ein Morgenmuffel." Dann gehst du in die Küche, trinkst eine Tasse Kaffee und sagst dir: "Ich brauche meinen Koffeinkick, um in Schwung zu kommen." Auf dem Weg zur Arbeit sagst du dir: "Ich hasse es, im Stau zu stecken." Was passiert, wenn du plötzlich beschließt, kein Kaffeetrinker mehr zu sein? Oder wenn du einen neuen Job annimmst und keine Staus mehr hast? Plötzlich sind diese Teile deiner Identität weg. Aber bist du deshalb weniger du selbst? Nein, du bist immer noch du selbst. Denn eine Identität ist viel tiefgreifender als das, was du tust oder besitzt. Es geht um deine Träume, deine Vorlieben, dein Potenzial und vor allem um das, was deine Seele bereits mitbringt. Daher sei mutig und probiere neue Dinge aus, egal wie alt du bist. Du wirst überrascht sein, wieviel du dich erinnern, über dich selbst lernen und wie du deine Identität letztendlich wandeln kannst.
4. Wir sind nicht, was wir besitzen …
Es ist verführerisch zu glauben, dass wir das sind, was wir besitzen, aber das ist einfach nicht wahr. Unser Besitz kann uns vielleicht eine gewisse Identität verleihen, aber es ist nicht das, was uns wirklich ausmacht. Denn Besitz kann uns belasten und uns Stress bereiten, da wir uns um seine Pflege und Aufbewahrung kümmern müssen. Außerdem ist der Wert von Besitz vergänglich und verliert mit der Zeit an Wert, während unsere Seele und unsere Beziehungen bleibende Werte darstellen. Besitz kann uns kurzzeitig Freude bereiten, aber dauerhaftes Glück finden wir durch innere Zufriedenheit, harmonische Beziehungen und Erfüllung, die entsteht, wenn wir das tun, wozu wir hier angetreten sind.
5. Wir sind nicht, was wir tun …
Wir können uns als Anwalt identifizieren, aber das bedeutet nicht, dass wir nur Anwalt sein können. Wir können auch ein passionierter Gärtner, ein begabter Künstler oder ein liebevoller Ehepartner sein. Hinter der Maske unserer Persönlichkeit wirkt unsere Seele, und sie umfasst weitaus mehr als das, was wir tun oder was wir erreichen. Unsere Handlungen und Leistungen können zeitweilig Ausdruck unseres Charakters sein, aber sie definieren uns nicht vollständig. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir mehr sind als nur das, was wir tun, weil wir nicht ständig erfolgreich sein oder alle unsere Ziele erreichen können. Unsere Identität geht weit über unsere Handlungen hinaus und umfasst neben unseren Gedanken, Gefühlen, Überzeugungen und Beziehungen auch den Kern unseres Wesens - unsere Seele. Indem wir uns bewusst sind, dass wir mehr sind als nur das, was wir tun, können wir uns selbst mit mehr Akzeptanz und Verständnis betrachten. Darüber hinaus können wir uns auf den Weg machen, um mehr und mehr herauszufinden, wer wir wirklich sind, und auf diese Weise das, womit wir uns bislang identifiziert haben, loslassen und freier werden.
6. Unsere Unterschiede machen uns besonders …
Wir sind alle einzigartig, und das liegt daran, dass wir uns auf unterschiedliche Weise identifizieren. Jeder Mensch hat eine andere Persönlichkeit, eine andere Lebensgeschichte und eigene Vorlieben und Abneigungen, die ihn zu einem besonderen Individuum machen. Diese Unterschiede geben uns die Möglichkeit, uns auszudrücken, unsere Talente und Interessen zu entfalten und uns auf einzigartige Weise in die Welt einzubringen. Umarme daher auch deine Skurrilität, denn es ist genau das, was dich zu einem besonderen Menschen macht.
7. Veränderung ist gut und tut gut …
Wir müssen uns nicht für immer an eine Identität klammern. Wir haben die Möglichkeit, neu zu wählen und eine Veränderung herbeizuführen. Wovon träumst du? Wie möchtest du sein? Unsere Identität ist wie ein Outfit. Schau dich um, sammle ein paar neue Teile für deine Identität und habe Freude daran. Wir können sie jederzeit wechseln und aktualisieren, damit sie besser zu uns selbst passt. Vor allem, wenn du dich von dem Korsett deiner konditionierten Anteile befreist, wirst du wie von selbst zu dem werden, was Joseph Campbell mit seiner Aussage zu Beginn des Artikels ausdrücken wollte. Wir werden mehr und mehr, die wir im Grunde genommen schon waren, bevor wir konditioniert wurden.
Wir sind weitaus mehr, als das, womit wir uns identifizieren …
Zusammenfassend möchte ich nochmals betonen, dass wir weitaus mehr sind, als das, womit wir uns identifizieren. Es ist eine Sache der Reife unserer Seele, die, wenn sie bereits viele Erfahrungen gesammelt hat, sich weniger an den äußeren Dingen der Welt orientiert und sich auch weniger damit identifiziert. Vielmehr zählen hier Werte wie innere Freiheit, Frieden, Fülle und Freude von innen heraus. Diese Seinszustände sind letztendlich nur in uns selbst zu finden, und daher kommt der Innenwelt, der Seele und dem höheren Selbst eine weitaus größere Bedeutung zu. Mystiker aus allen Kulturen sprechen von der Transzendenz und der Verwirklichung des wahren Selbst. Dabei muss die Persönlichkeit, das Scheinselbst, durchlässig werden und in den Hintergrund treten, sodass mehr Licht und damit Bewusstsein durchleuchten kann. Auf diesem Weg ist jegliche Identifizierung mehr und mehr aufzulösen, da jede Identifizierung eine Begrenzung darstellt. Auch die Sprache kann hier nicht mehr hilfreich sein, weil es nichts mehr zu benennen gibt. Unsere wahre Natur ist reines Bewusstsein, das nicht benannt und untersucht werden kann, da es kein Objekt ist.
Selbstgewahrsein und liebevoller Selbstbezug …
Unsere persönlichen Erfahrungen, Werte, Überzeugungen, Beziehungen und viele andere Faktoren bilden zusammen ein Gesamtbild von uns selbst, das weit über das hinausgeht, was wir besitzen, was wir tun oder was andere von uns denken. Für eine gesunde Selbstwahrnehmung und eine liebevolle Beziehung zu dir selbst ist es wichtig, dir dessen bewusst zu sein. Wenn du dich also das nächste Mal fragst, ob du das bist, womit du dich identifizierst, frage dich auch, ob du daran festhältst und es dich in deiner weiteren Entwicklung vielleicht einschränkst. Denn du bist weitaus mehr, du bist einzigartig und wunderbar. Erlaube dir das zu sein - und niemand kann dir das jemals nehmen! Daher trau dich! Lebe dich!
Bianka Maria Seidl ist „Spirituelle Mentorin“ mit schamanischen Wurzeln, Expertin für Ahnenarbeit, Seminarleiterin und Buch-Autorin u. a. von „Schamanische Ahnenarbeit. So versöhnen wir uns mit unseren Vorfahren, erfahren ihren Beistand und empfangen ihre wegweisenden Gaben.“ erschienen im Verlag Mankau 11. 2021. Seit über 30 Jahren ist sie als selbstständige Chitektin im Bereich der energetischen Architektur sowie langjährig als Dozentin an der IHK, HWK und der TÜV-Akademie Süddeutschland tätig. Seit 2012 bietet sie in einer eigenen Beratungspraxis im Klosterdorf Windberg diverse Mentoring-Programme, Live-Aufstellungen und eine Ausbildung in der Ahnenarbeit an – auch online. Sie hilft „Frauen 40+“, ihre Wurzeln zu klären und zu stärken, den Weg zu ihrer Berufung frei zu machen und damit sowohl Erfolg als auch Erfüllung, privat sowie beruflich zu erlangen, für ein authentisches, freies und erfülltes Leben und Menschsein. Weitere Informationen unter www.biankaseidl.de
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Identität, Berufung, Aufgabe ... von Martin Erdmann
Im Dreiklang sich selbst erkennen …
Körper, Geist, Seele - dieser Dreiklang ist im Alltag nicht immer selbstverständlich. Den Körper sehen und spüren wir, und dass ein Mensch geistreich sein kann oder seelische Bedürfnisse hat, gehört auch zu unserer Erfahrungswelt. Aber worin unterscheiden sich eigentlich Seele und Geist? Immer wieder kann man lesen, zum Beispiel in Werbetexten zu kulinarischen Genüssen, es handle sich um "Gutes für Leib und Seele". Und das bekannte Zitat von Theresa von Avila, das oft in genüsslerischem Kontext steht, suggeriert ebenfalls eine Zweigliedrigkeit des Menschen: "Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen." Der Geist wird oft vergessen und der Mensch als Zweiklang dargestellt. Gegenbeispiel: Ein berühmtes Duftwasser wirbt damit, es habe eine "wohltuende Wirkung auf Körper, Geist und Seele." Wie auch immer, Seele wird wohl im alltäglichen Sprachgebrauch überwiegend mit Gefühlen verbunden, Geist hingegen mit intellektuellen Begabungen.
Leichtes, buntes Seelenbild …
Immer wieder überlagern sich beide Begriffe, da sie dem Körper als nicht-materielle Instanzen gegenüberzustehen scheinen. Sie sind nicht so leicht empirisch zu erfahren, obwohl wir alle wissen, dass es neben körperlichen auch seelische Empfindungen gibt. Oder auch geistige Arbeit neben Handarbeit. Aber wir brauchen zur Beobachtung von Seele und Geist eben andere als unsere lokalisierbaren fünf Sinne. Auch kann uns kein Psychologe Seele oder Geist zeigen, sondern sie nur modellhaft erschließen. Wäre es ein Weg, über intuitive, bildhafte Vorstellungen eine Annäherung zu wagen? Hier geht es uns dann womöglich genauso wie mit einem bunten Schmetterling. Eben noch sitzt er auf einer Blüte, und unvermittelt zieht er flatternd wieder seiner Wege. Doch die Gestalt und die Leichtigkeit seiner Bewegung wirken in uns nach. Es ist überaus bezeichnend, dass das griechische Wort "psyche" auch "Schmetterling" bedeuten kann, neben "Hauch" und "Seele". Und es verwundert kaum, dass auch hier wieder der Geist, griechisch "pneuma", begrifflich eng benachbart ist.
Was sagt das Neue Testament? …
Was können wir aus der Bibel zu unserer Fragestellung erfahren? Für den Dreiklang entscheidet sich der Apostel Paulus im ersten Brief an die Thessalonicher (5, 23): "Er selbst, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt." Interessant ist die Reihenfolge: Für Paulus steht der Geist an erster und der Körper an letzter Stelle - eine Hierarchie, die auch sonst seinem Denken entspricht. Eine Variation bietet an anderer Stelle das "Magnifikat". In diesem Lobgesang (Lukas 1, 46) sagt Maria von sich: "Meine Seele (psyche) preist die Größe des Herrn, und mein Geist (pneuma) jubelt über Gott meinen Retter." Für mich ist bemerkenswert, dass Maria nicht sagt: Ich preise, ich juble, oder meine Stimme jubelt, sondern ihr Ich in Geist und Seele verortet. Ob diese beiden Begriffe wiederum austauschbar sind oder doch je etwas Verschiedenes meinen, bleibt offen und kann es auch in einem hymnischen Text wie diesem bleiben.
Menschsein heißt Suchen …
Was den biblischen Horizont unser Drei-Gestalt des Menschen angeht, so kommen wir bei Paulus vor allem dem Geist noch weiter auf die Spur. Im Brief an die Römer (8, 16) heißt es: "Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind". Hier scheint der Geist nicht Intellekt zu sein, sondern Identität: Gotteskindschaft aufgrund des Schöpferaktes. Dass die Seele wiederum näher als der Geist mit dem Körper verbunden sein könnte, wird in der mittelalterlichen Philosophie deutlich: Die Seele sei die "Form des Körpers", ob nun um ihn herum oder ihn von innen heraus formend. Freilich, das sind gleichnishafte Versuche, um eine Vorstellung zu gewinnen, was der Mensch sei. Dass wir das nicht rational trennscharf ergründen können, ist aber auch gut so. Denn dann wäre der Mensch kein Suchender mehr. Die Suche nach Sinn ist es ja, die uns von allen anderen Wesen unterscheidet. Die Fragen nach dem: Woher?, Wohin? und Warum? unserer Existenz machen das Menschsein aus. Da kann es zwar sinnvoll sein, nach den Unterscheidungen zwischen Geist und Seele zu fragen, aber nur, wenn man diese gleichzeitig als aufeinander bezogen und zusammen mit dem Leib als Einheit anerkennt.
Den Dreiklang anders übersetzen …
Das Schöne ist: diese Suche hört niemals auf, und sie macht sensibel für die Zusammenhänge, die sich uns als Sinn des Lebens immer nur bruchstückhaft erschließen. So ging es mir, als in der Korrespondenz mit einem Freund vor einiger Zeit die Worte Identität, Berufung, Auftrag auftauchten. Mit meinem schon vorgeprägten Faible für solche Dreiklänge fragte ich mich: Können diese drei Begriffe einen Hinweis darauf geben, was es mit Geist, Seele und Leib auf sich hat? Mein Deutungsversuch: Wenn Identität etwas zu tun hat mit unserem unveräußerlichen Selbst-Sein, unserer Persönlichkeit, dann passt das zu der Vorstellung vom Geist, der uns als Gotteskinder ausweist. Eine Stufe "tiefer" findet sich die Berufung, die wandelbarer ist im Verlauf des Lebens, aber immer in Rückbindung an den Geist steht. Das wäre die Seele, in die sich Freuden und Wunden gleichermaßen einprägen. Eine Berufung kann nicht gegen unsere Identität sein, was wir schon daran sehen, dass wir seelisch leiden, wenn wir dauerhaft in einer Situation leben, die uns nicht gemäß ist. Aber eine Berufung kann sich wandeln. Deswegen ist es sehr wichtig, beim Klären unserer Berufung zu fragen: Entspringt das Bild, das ich mir da für meinen Weg vorstelle, wirklich meinem innersten Sein oder ist es ein Wunschbild mit vielen Elementen, die von außen an mich herangetragen wurden? Schließlich, wenn wir unsere Berufung leben, resultieren daraus konkrete Aufgaben. Diese sind im Alltag vielfältig und fallen uns mal leichter, mal schwerer. Konkrete Aufgaben sind dem Leib am nächsten, und wir spüren sie körperlich, sogar im Fall von Kopfschmerzen, wenn wir "zu viel" denken mussten.
Nachdenken und Handeln …
Natürlich wäre es unpraktisch, bei jeder Aufgabe nach der Berufung zu fragen. Es gibt Dinge, die im Alltag einfach zu tun sind, sofern sie ethisch integer sind. Das Thema Berufung kommt in bestimmten Lebenszeiten zum Tragen, in denen ich gerade "zwischen Baum und Borke" sitze, zwischen Vergangenheit und Zukunft - in Umbruchzeiten der Neuorientierung. Was ich dann herausbekomme in solchen Reflexionsprozessen, das steht auch in engstem Zusammenhang mit der Vorstellung von meiner Identität. Ich erkenne sie tiefer, wenn ich neu nach meiner Berufung frage und mich auch den Aufgaben stelle, die aus meiner Entscheidung für etwas Neues erwachsen. Solche Positionsbestimmungen, von denen aus ein neuer Weg - zum Beispiel in der Lebensmitte - begonnen werden soll, fallen leichter mit dem Wissen um Geist, Seele und Leib. Mein Vorschlag, sie mit Identität, Berufung und Aufgabe zu interpretieren ist nur eine Möglichkeit von vielen. Am Ende ist es wichtig, wieder zur Einheit, zum Einklang zurückzufinden, um handeln zu können. Denn der Mensch mag drei Instanzen haben, und er mag sein Leben unter verschiedensten Voraussetzungen betrachten können. Doch bleibt er immer der unteilbare, das "In-dividuum", das Du, dem wir begegnen, und das wir doch nie vollständig verstehen, geschweige denn erfassen können.
Martin Erdmann, geboren 1970, lebt und arbeitet in Berlin als Persönlichkeits- und Unternehmensberater. Sein Schwerpunkt sind Berufung, Kreativität und Stimmigkeit. Er liebt es, abseits von Mainstream seinen Weg zu gehen und Wissen und Intuition zu verbinden. Mehr über Martin Erdmann erfahren Sie unter www.cogitato.de
Hinweis zum Artikelbild: © Oleg Breslavtsev - Adobéstock
Freiheit aus der Sicht eines Heilers ... Viola Schöpe
Zu sein, wer du wirklich bist, ist in Wahrheit das Ergreifen deiner Freiheit …
Wenn du beispielweise so etwas sagst oder denkst wie: "Diese Person macht mich wütend …", hast du deine Macht oder Freiheit, selbst zu entscheiden, ob du zornig bist oder nicht, dieser Person überlassen. Du hast zugegeben, dass du machtlos bist, und dass diese Person die Macht hat, zu entscheiden, wann du wütend bist. Aber du kannst die Entscheidung treffen, dies nicht mehr zu tun. Angemessener wäre es, etwa zu sagen: "Ich werde zornig, wenn diese Person das tut." Auf diese Weise wird dir klar, dass du selbst derjenige bist, der dich wütend gemacht hat, und überdies, dass du die Wahl hast, Zorn oder etwas anderes zu empfinden. Niemand, außer du selbst kann dich "böse" oder traurig, deprimiert oder glücklich, sexy oder langweilig machen, da du dich dabei in einem Prozess befindest, indem du für dich selbst entscheidest: über dein Leben, deine Vorlieben, deine Taten, deine Gefühle und über das, was du siehst. Warum solltest du deine Entscheidungsmacht nicht auf allen Ebenen ausüben? Achte auf die Worte, die du benutzt, weil DU es bist, der die Grundmuster deines Denkens formt. Lauschst du deinen eigenen Worten und überlegst, ob sie ein Spiegelbild deiner Freiheit sind, selbst zu entscheiden, was du tust oder empfindest. Wenn du sagst: "Lass mich das tun", fragst du somit um Erlaubnis. Oder äußerst du deine Wünsche, indem du sagst: "Ich würde dies gern tun." oder "Ich werde dies jetzt tun." Sagst du: "Diese Person manipuliert mich." oder "Ich habe es zugelassen, manipuliert zu werden."? Was immer du getan hast, das nicht in deinem Interesse ist, du hast die Freiheit, es nicht mehr zu tun. Hast du dich selbst daran gehindert, deine wirklichen Wünsche zu äußern, weil du Dir Gedanken gemacht hast, was ein anderer dann denken könnte? Dann hast du die Kontrolle deiner Redegewalt dieser Person überlassen. Du bist frei, du weist es. Bist du bereit, deine Freiheit zu ergreifen? Hast du dich selbst daran gehindert, jemanden oder etwas anzusehen, weil du Befürchtungen hattest, was eine andere Person denken könnte? Dann hast du deine Freiheit, zu sehen, wie DU es willst, dieser Person überlassen. Hast du dich selbst daran gehindert, zu tun, was du willst, weil du Befürchtungen hattest, was eine andere Person denken könnte, dann hast du deine Handlungsfreiheit abgegeben. Du hast dich selbst am Reden gehindert, am Handeln, am Sehen dessen, was für dich wahr ist. Klare Sicht ist damit verbunden, sich das wahre Leben selbst zu erlauben und darauf zu vertrauen - mehr noch: darauf zu bestehen. Wenn DU deine Freiheit ausübst, solltest du auch bereit sein, die Freiheit anderer anzuerkennen. Niemand kann dir deine Freiheit geben - sie gehört dir bereits. Es liegt an Dir, frei zu sein. Ebenso kannst auch du nicht anderen deren Freiheit geben. Du kannst nur respektieren, dass sie ihnen selbst gehört.
Veränderung beginnt bei Dir …
Wann immer du missverstanden wirst, hast du die Möglichkeit, das Missverständnis durch Kommunikation zu klären. Du hast es nicht nötig, deine Existenzweise wegen der Gefühle anderer zu ändern. Falls du dich zu einer Änderung entscheidest, dann deshalb, weil eine andere Verhaltensweise für dich sinnvoll ist. Wenn umgekehrt eine andere Person etwas tut, worüber du negativ empfindest, so ist das deine Entscheidung. Auch diese Person ist frei. Falls das negative Gefühl die Folge eines Missverständnisses ist, kann es durch ein Gespräch geklärt werden. Oft warten wir damit zu lange, und dann kocht die Wut hoch oder entlädt sich an der falschen Stelle oder im falschen Moment. Vermute nicht - frage, dann weißt du es. Falls das negative Gefühl ein Ergebnis von Festlegungen ist, die du auf deinem Weg zur Klarheit und Freiheit auflösen musst, kannst du eine andere Art des Denkens und Fühlens finden, bei der du dich besser fühlst und bei der du nicht entscheidest, was eine andere Person anders machen sollte, sondern was du bei Dir ändern solltest. Meist sind wir ja wütend auf uns selbst, weil die andere Person uns etwas spiegelt, was wir bei uns selbst ablehnen.
Kontrolle, Urteil und Meinung …
Falls du von der anderen Person erwartest, dass sie ihre Daseinsweise wegen deiner Gefühle ändert, dann willst du diese Person kontrollieren. Aber, wenn du nicht kontrolliert werden willst, solltest du auch bereit sein, auf das Ausüben von Kontrolle zu verzichten?
Vielleicht warst du früher einmal in einer Situation, die du als nicht optimal angesehen hast, zu dem Ergebnis gekommen, dass der Andere sich hätte anders verhalten sollen, oder er sich in Zukunft anders verhalten sollte. Besitzt du deine eigene Macht und Freiheit, würdest du nur die Entscheidung darüber treffen, was DU damals hättest anders machen können. Wenn du in dieser Hinsicht aufrichtig bist, ist auch dein Denken in den Prozess mit einbezogen. Solange du darüber nachdenkst, was ANDERE tun, denken oder fühlen sollten, hast du deine Macht und Freiheit noch nicht vollständig erreicht. Wenn du deine Freiheit haben willst, bist du dann auch bereit, die Freiheit der anderen zu respektieren? Dann wird dir auch klar, dass du die anderen durch das, was du tust, nicht traurig oder wütend machst, obwohl diese entscheiden können, sich so zu fühlen. Ebenso machst du sie nicht glücklich, vielmehr wählen sie dieses Gefühl, wenn sie etwas tun. Egal was du tust oder sagst, einige Menschen werden es billigen und andere nicht. Du hast die Freiheit, zu entscheiden, mit welchen Menschen du zusammen sein willst. Wenn du dich zum Zusammensein mit jenen entscheidest, die du verurteilst, könntest du dich wie Unkraut im Garten vorkommen und das konstante Gefühl haben, du müsstest dich und deine Lebensweise verteidigen. Stattdessen kannst du dich aber auch dafür entscheiden, dass es okay ist, verurteilt zu werden; denn du weißt, dass du einfach nur bist, wer du bist, und dass andere frei sind, darüber zu denken, was sie wollen. Diese Leute mögen dich nach deinen Maßstäben verurteilen, du aber lebst nach deinen eigenen Maßstäben. Wenn es dich wütend macht, weil dich andere verurteilen dann hast du die Wahl, mit den Menschen zusammen zu sein, die dich nicht verurteilen, sondern als das schätzen, was du bist. Du könntest dich dann freier und entspannter dabei fühlen, wirklich zu leben und zu sein, wer du wirklich bist. Du wirst sehen, dass du kein Unkraut warst, sondern eher eine Blume im falschen Garten.
Macht der Entscheidung …
Du hast die Macht und die Freiheit, zu sein, wer du wirklich bist, zu sein, wo du wirklich sein willst und mit wem du wirklich zusammen sein willst (sofern die Menschen es auch mit dir wollen), zu tun, was du wirklich tun willst. Falls du nicht wirklich ehrlich sagen kannst: "Ich liebe den Ort, an dem ich bin. Ich liebe die Menschen, mit denen ich zusammen bin. Ich liebe, was ich tue", dann musst du etwas ändern. Du hast die Macht und die Freiheit, es zu ändern. Befindest du dich in einer Situation, die dich wütend macht, so hast du drei Möglichkeiten: Erstens, ändere deine Art, die Situation wahrzunehmen. Zweitens, ändere die Situation, arrangiere sie neu und drittens, verlasse die Situation, und finde eine andere. Zu deiner Macht und Freiheit gehört auch die Möglichkeit, die Muster in dir selbst zu ändern, von denen du weißt, dass sie nicht optimal sind, weil es sich um Folgen falscher Wahrnehmungen und eingeschränkter Sichtweisen handelt. Deine falschen Festlegungen und Abhängigkeiten stehen zwischen dir und deiner Freiheit. Wenn du frei bist, kannst du jederzeit entscheiden, was du tun möchtest und warum es sinnvoll ist, dies zu tun. Du lässt nicht zu, dass du durch vergangene Programme kontrolliert wirst. Du übernimmst die volle Verantwortung für dich selbst und für alles, was du denkst, tust und sagst - und du erkennst ebenso an, dass andere die Verantwortung für all das haben, was sie zu denken, zu tun oder zu sagen sich entschließen. Entscheide nicht darüber, was andere Menschen denken oder was sie in irgendeiner Situation tun sollten, denn du kannst es nicht wirklich wissen - es ist deren Verantwortung. Du brauchst nur dein eigenes Bewusstsein zu prüfen und was darin geschieht. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung und auf seine eigenen Gedanken und Wünsche - und du bist frei. Schau dir deinen Spielfilm noch einmal an - jenen, wo du nicht nur der Star bist, sondern auch der Regisseur. Sei auch das Publikum. Wie wäre die Wirkung deiner Handlungen und Worte? Hättest du Dir selbst ein besseres Manuskript schreiben können? Wenn ja, was hättest du anders gemacht? Hättest du mit mehr Liebe und Verständnis agiert? Spielst du im Geist die Situation noch einmal durch, verhältst du dich anders, und siehst den anderen Ausgang. Beschließe, dass du diese Situation, wenn sie sich noch einmal ergibt, auf die neue Art spielen wirst. Setzt du dies fort, bis du wahrhaft dazu imstande, deinem Film beziehungsweise deiner Rolle großartige Auftritte zu verschaffen. Solltest du diesen Film in einem Theater sehen, würdest du vielleicht denken, es sei ein exzellenter Film mit einem inspirierten Star - Dir selbst! Achte aber auch bei deinem Handeln darauf, was deine Motive sind. Triffst du in einer gegebenen Situation die Wahl aus Angst oder die Wahl aus dem Wunsch nach Freiheit? Vertraust du deiner Intuition und dem, was wahr für dich ist, und tust du, was du wirklich tun willst? Hast du dich selbst daran gehindert, zu sein, wer du wirklich bist, weil du dachtest, du müsstest dies tun, und hast du später herausgefunden, dass du es eigentlich nicht hättest tun müssen? Dann war Angst die Basis für deine Entscheidungen und Handlungen. Beschließe, dass du das nicht mehr zu machen brauchst. Wenn du tust, was du wirklich tun willst, kann etwas Wundervolles geschehen.
Schuldgefühle …
Ist Liebe dein Motiv, oder sind es Schuldgefühle? Tust du etwas, um ein Schuldgefühl zu vermeiden, weil du dich schuldig fühlen würdest, wenn du es nicht tätest? Oder handelst du klar, tust Du, was du wirklich willst, als Ausdruck von Liebe? Wenn Angst oder Schuld deine Motive waren, willst du dann so weitermachen? Das brauchst du nicht. Du kannst eine bewusste Wahl, eine weitreichende Entscheidung treffen, Dein Leben nicht mehr durch Angst, Schuld oder Zorn kontrollieren zu lassen, sondern stattdessen als ein freies, bewusstes Wesen zu handeln. Wenn du entdeckst, dass deine Entscheidung, etwas Bestimmtes zu sein, zu tun oder nicht zu tun, auf Angst, Schuld oder Zorn beruht, dann entscheide dich anders. Dadurch lässt du nicht zu, von vergangenen Seins- oder Handlungsmustern kontrolliert zu werden, sondern lebst wirklich deine Freiheit aus. Du bist frei, auf die von dir gewählte Art zu denken, zu lieben und zu handeln. Menschen, die du liebst, freuen sich, wenn sie dich glücklich sehen in einer Weise, in der du glücklich sein willst, indem du dein Wesen voll zum Ausdruck bringst, indem du wirklich lebst und alles bist, was du sein kannst. Menschen, die dich lieben, wollen wirklich deinen Erfolg sehen.
Paradox …
Oftmals wurde uns beigebracht, dass es gut (gar notwendig) für uns ist, wir selbst zu sein. Gleichzeitig wurde uns auf viele Arten vermittelt, dass wir nicht wir selbst sein dürfen, um so anderen Menschen eine Freude zu bereiten, und dass es eine gute Sache ist, anderen Menschen zu gefallen, andere glücklich zu machen. In diesem Fall scheint es die Alternative zu geben, entweder andere glücklich zu machen oder wir selbst zu sein, uns selbst glücklich zu machen. Als du dich entschieden hattest, nicht du selbst zu sein, damit andere glücklich sind, hattest du auch die Entscheidung getroffen, dass anderen zu gefallen wichtiger war, als wirklich du selbst zu sein. Das war ein wundervoller Ausdruck deiner Liebe, hatte jedoch einen hohen Preis für dich selbst, für deine Leichtigkeit zu leben und für deine Gesundheit. Die Leichtigkeit des Lebens steht in enger Verbindung mit der Gesundheit. Wenn du nicht du selbst sein kannst, kann dich dies in Stresssituationen führen, die viel Energie rauben. Sinnvoller ist es, deine Prioritäten zu wechseln, so dass das wirkliche Sein wichtiger wird. In der Tat ist es ein notwendiger Teil jedes Heilungsprozesses. Du kannst es immer noch genießen, deine Liebe auf jede Weise auszudrücken, die Deinen Zielen dient, und dennoch um die Wichtigkeit des wirklichen Lebens wissen. Seih du selbst - in Klarheit und Liebe.
Viola Schöpe ist anerkannte Heilerin und akkreditierte Seminarleiterin der Heiltechnik “Das Körper-Spiegel-System“. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit Selbsterfahrung und Energiearbeit, mit Psychologie, Bioenergetik, Yoga, Meditation und Shiatsu. 1991 begann die 23-jährige Ausbildung und intensive Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Heiler Martin Brofman und dem Körper-Spiegel-System. Mit dieser Methode konnte sie bei sich allergischen Heuschnupfen und eine Skoliose erfolgreich behandeln und vielen anderen in ihrem Heilungsprozess helfen. Seit 1994 gibt Viola Schöpe weltweit Seminare, um diese Heiltechnik an andere weiterzuvermitteln.
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Der Schatten der eigenen Eltern ... Reinhard K. Sprenger aus seinem Buch „Elternjahre“
Jeder Anfang ist eine Fortsetzung. So schreibe ich diesen Text als Vater, aber auch als Sohn meiner Eltern. Jeder Satz, den ich hier schreibe, bezieht sich auf einen vorherigen, der ungeschrieben blieb. Denn niemand kommt voraussetzungslos in die Welt: Kinder werden von Eltern erzogen, die von Eltern erzogen wurden, die von Eltern erzogen wurden. In unserer Gegenwart sind wir als Mütter und Väter lediglich der vorläufige Endpunkt eines Erziehungsstroms, den wir einerseits fortsetzen, andererseits hinter uns lassen. "Das Vergangene ist niemals tot", schrieb William Faulkner, "es ist noch nicht einmal vergangen." Es lebt in uns fort, als oft wiederholte oder auch verschwiegene Erzählung: Verhaltensweisen, Sprach- und Denkfiguren, auch Gefühle, die wir von den Gesichtern unserer Eltern abgelesen haben. Das alles führt ein geheimes Eigenleben in uns, beeinflusst unsere Überzeugungen und Handlungen. Im Grunde gibt es so etwas wie "Eltern" nicht allein und für sich. Man kann Eltern ohne die Großeltern und die Urgroßeltern nicht angemessen beschreiben.
Unsere eigenen Eltern prägen auch unser Verhalten gegenüber dem Kind. Sie erziehen mit, selbst wenn sie schon gestorben sind. Insofern ist die Welt unserer Kindheit etwas, was uns später in den Elternjahren im Grundsätzlichen ausmacht. Wenn wir also fragen "Wie erziehen wir sinnvoll und wirksam?", dann sind unsere eigenen Eltern immer Teil der Antwort. Und da kann man Pech oder Glück haben. Manche müssen sich ein Leben lang davon erholen, einmal Kind gewesen zu sein.
Andererseits dürfen wir diese Antwort nicht überdehnen. Wir sind keine Sklaven unserer Vergangenheit. Wir können uns neu beeltern, wie die Psychotherapie sagt, uns neue Leitfiguren suchen. Etwa nach Nietzsche: "Wenn dir deine Eltern nicht passen, such dir neue." Aber auch das Neu-Beeltern hat seine Grenzen.
Mein jüngster Sohn sagte eines Tages zu mir: "Ich hätte gerne einen anderen Vater." - "Wen hättest du denn gern?" - "Roger Federer."
Genauso wie die Eltern …
Elternschaft ist eine Lebensform, auf die wir insofern vorbereitet wurden, als dass wir (meistens) unsere eigenen Eltern erlebt haben. Diese Kindheitserfahrungen - oder besser: das, was wir davon erinnern - prägen uns in unserer Rolle als Eltern. Grosso modo in zwei Richtungen. Entweder: "Ich will meine Kinder genau so erziehen, wie meine Eltern mich erzogen haben." Oder: "Um Gottes willen - so gerade nicht." Anpassung oder Gegenanpassung. Die Letztere ist häufiger. Die Wahl ist abhängig davon, ob wir uns entschieden haben, unsere Kindheit als glücklich oder als unglücklich zu bewerten. In jedem Fall bleiben wir jedoch gebunden an das Erlebte. Erziehung ist somit vergleichbar mit einer Autofahrt, bei der man oft in den Rückspiegel blickt. Meistens unbewusst, in kritischer Rückschau bisweilen aber sehr bewusst. Vor allem unter Stress kippen Eltern oft in Erziehungsmuster zurück, unter denen sie selbst als Kind gelitten haben.
Das Rückschauen ist in den Elternjahren nicht ungefährlich: Wir schauen dann eben nicht nach vorne, nicht auf unser Kind, nicht auf die moderne Welt, in die wir es leiten müssen und die eine andere sein wird als die Welt unserer Eltern. Sondern in die Vergangenheit. Im Grunde bleiben wir unfrei - nicht frei in der Wahl des Handelns. Weil wir gefesselt bleiben an die Auseinandersetzung mit unseren Eltern.
Nicht nur für die Kinder, auch für uns selbst als Eltern hat dieser Nachhall paradoxe Folgen. Ohne dass wir es merken, nähert sich unser Erziehungsverhalten oft dem unserer Eltern an. Die Orientierung an den eigenen Eltern verähnlicht uns, einerlei, ob bewusst oder unbewusst, ob positiv eingefärbt oder negativ. Oft merken wir das daran, dass wir als Erwachsene jene Eigenschaften aufweisen, die wir schon bei unseren Eltern beobachteten. O-Ton: "Jetzt klinge ich schon wie meine eigene Mutter." Oder beim flüchtigen Blick in den morgendlichen Spiegel; leichtes Erschrecken: "Oh, hallo, bist du es, Papa?" Sowohl mein jüngerer Bruder also auch ich merkten bald, dass wir in vieler Hinsicht unserem Vater folgten. Nicht nur körperlich, sondern auch in unserer inneren Haltung als Väter unserer Kinder. Wie aber kommt es, dass wir unseren Eltern ähnlich werden? Dazu müssen wir uns zunächst fragen: Was ist eine Mutter? Eine in diesem Zusammenhang nützliche Antwort ist: Eine Mutter ist ein Skript. Eine Mutter ist ein Katalog von Eigenschaften, die wir bei unserer eigenen Mutter wahrgenommen haben. Das mögen bestimmte Verhaltensweisen sein, die Art zu gehen, zu sprechen, die Stimme, ihr Geruch. Alles das signalisiert uns: So ist eine Mutter! Es ist wie ein Film voller modellhafter Szenen, der einem Befehlsmenü gleicht. Dasselbe gilt für den anderen Elternteil. Was ist ein Vater? Ebenso: ein Skript. Ein Verzeichnis von Eigenschaften und Verhaltensweisen, die wir bei unserem Vater wahrgenommen haben. Auch das wird verallgemeinert: So ist ein Vater! Diese Skripte sind Drehbücher, die tief in uns eingelagert sind. Es ist mitunter hilfreich, sich ihrer bewusst zu werden. Sonst feiern wir Kopiererfolge - statt uns Freiräume zu eröffnen.
Nicht so wie die Eltern …
Einige von uns haben sich entschieden, diese Skripte nicht zu mögen. In unserer Gesamtbewertung zählt dann nicht, was unsere Eltern alles getan haben, um uns überleben zu lassen. Sondern wie sie das gemacht haben. Die Art und Weise gefällt uns nicht. Deshalb grenzen wir uns ab, wollen nicht so sein wie dieses Skript. Wollen ein "anderer" Vater sein, eine "andere" Mutter. Auch wenn wir selten die Eltern vollständig ablehnen, sondern meistens nur Teilaspekte, fokussieren wir sie ständig, schauen auf sie. Irgendwann wundern wir uns, dass wir eine nur unwesentlich veränderte Zweitausgabe unserer Eltern wurden.
Dieser Zusammenhang ist wichtig für unsere Selbstsicherheit in den Elternjahren. Wir beteuern zwar rhetorisch, dass jeder Mensch besonders sei, mit niemandem auf der Welt vergleichbar. Aber mögen wir auch unsere Besonderheiten? Mögen wir uns als Mutter bzw. Vater? Die Antworten darauf hängen nicht zuletzt davon ab, ob wir rückblickend auch das Besondere unserer Eltern mögen. Anerkennen wir ihre damaligen Möglichkeiten? Oder messen wir sie an heutigen Maßstäben, Idealen, Werten? Nach heutigem Maß hätte man früher nahezu allen Eltern das Sorgerecht entziehen müssen. Aber ihr Sosein war eingebettet in die Zeitumstände - und damit unabhängig von der heute herrschenden Moral. Von ihren Kämpfen - damals! - haben wir keinen Schimmer. Versöhnlicher stimmt hingegen ein Blick, der das Besondere ihrer Elternschaft ehrt, die ja gleichzeitig unsere Kindheit war. Dadurch öffnen wir uns, werden größer und freier. Und bleiben verbunden. Denn es fügt uns größeren Schaden zu, unsere Eltern abzulehnen. Ein Andersmachen hätte dann kaum eine Chance; das Eigene wäre das Abgelehnte.
Gehen wir noch einen Schritt weiter: Dürfen wir Heutigen unsere Eltern überhaupt beurteilen? Dürfen wir sie vor den Richterstuhl der Gegenwart zerren? Nein, es wäre anmaßend. Wir stehen nicht "über" unseren Eltern. Sieht man von extremem Fehlverhalten ab, so leben wir nur in einer anderen Zeit, mit anderen Bedingungen. Vielmehr sollten wir uns fragen, ob unsere heutigen Erziehungsnormen wirklich in jedem Fall die "richtigen" sind.
Persönlichkeitswettbewerb gewinnen? …
Wer diesen Text hier gerade lesen kann, dessen Eltern haben den Hauptjob erledigt: das Überleben ihres Kindes zu sichern. Sie haben offenbar alles Notwendige getan - unter den Voraussetzungen, die sie damals vorfanden, und mit den Ideen, die die Vergangenheit prägten. Als Kinder ihrer Zeit.
Wir werden dennoch immer Vorstellungen von "besseren" Eltern haben, die zu einem bestimmten Zeitpunkt anders hätten handeln sollen. Eltern, die vielleicht schönere Lebensumstände zur Verfügung gestellt hätten. Unser inneres Leben wird dann von der Sehnsucht nach einer Kindheit bestimmt, die nicht stattgefunden hat. Es kann sogar sein, dass uns das "Ergebnis" nicht gefällt - so, wie wir jetzt sind. Aber das ist unerheblich. Unsere Eltern haben schlicht das geleistet, was sie leisten mussten: Wir können am Spiel des Lebens weiter teilnehmen.
Man kann das "Liebe" nennen. Auch wenn wir uns als Kind mitunter eine andere Form der Liebe gewünscht hätten. Aber unsere Eltern waren nicht auf der Welt, um bei uns einen Persönlichkeitswettbewerb zu gewinnen. Sie lebten genau die Liebe, zu der sie damals fähig waren. Wir können innerlich damit Frieden machen, indem wir anerkennen, dass wir oft schon da sind, wo wir sein wollen. Wir sollten daher unsere Eltern ehren - dafür, dass sie im Dienst des Lebens gestanden haben. Des Lebens, das nichts anderes will als weitermachen. So wie wir heute weitermachen. Deshalb sind auch wir als Vater oder Mutter nicht auf der Welt, um unserem Kind zu gefallen! Sondern um unseren Job zu machen. So gut wir es unter den gegebenen Umständen eben können.
Manchmal jedoch müssen wir die Fesseln unserer Herkunft lösen, gar abwerfen, wenn wir uns selbst als Eltern zu verlieren drohen. Dann müssen wir so handeln, als hätte es unsere Eltern nicht gegeben. Was schwierig ist, wenn die Eltern noch leben. Es ist historisch neu, dass Eltern und Kinder oft eine so lange Lebenszeit teilen, die weit bis in die Elternjahre der Kinder hineinragt. Keineswegs immer von Vorteil. Nicht nur erinnern sich viele heutige Erwachsenen an eine Kindheit mit täglichem Elternstreit, Gebrüll, Ohrfeigen, An-den-Haaren-Reißen, Jammern, Heulen und Herziehen über den anderen Elternteil, mit Psychoterror durch Blicke, Worte, Tonlagen und vor allem Schweigen, tagelangem Schweigen - sondern auch die Gegenwart ist heftig belastet mit familiären Zusammenkünften. In einem Brief schreibt ein Sohn, mittlerweile selbst zweifacher Vater, an seine Eltern: "Ich habe immer Angst, bevor ich euch treffe. Was bringt mir das? Neue Verletzungen? Streit über Schuld und Fehler? Trauer angesichts des Scherbenhaufens?" Wenn nichts mehr hilft, kein klärendes Gespräch, kein Ignorieren, kein Humor - dann kann es an der Zeit sein, sich von den Eltern zu trennen. Den Eltern zu sagen: "Ich danke euch für die Begleitung, die mich zu einem lebensfähigen Menschen werden ließ. Ab jetzt aber gehe ich meinen Weg alleine." Manche Menschen haben so schwierige Eltern-Kind-Beziehungen, dass die (Los-)Lösung die beste Lösung ist. Wenn dieser Bruch ohne Anklage geschieht, kann das heilen, mitunter auf beiden Seiten. Aber es wird, von welcher Seite auch immer, nicht ohne Gegenwind geschehen: "Aber es sind doch deine Eltern!" Das erzeugt hohen moralischen Druck. Und in einigen familientherapeutischen Ansätzen wird betont, wie wichtig die Versöhnung mit den eigenen Eltern sei. Ja, es sind unsere Eltern. Aber wir müssen bisweilen das Muster durchbrechen, um Frieden zu machen, um unseren eigenen Weg zu gehen, auch als Vater oder Mutter unserer eigenen Kinder.
Buchauszug mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Reinhard K. Sprenger hat in Bochum Geschichte, Philosophie, Psychologie, Betriebswirtschaft und Sport studiert. Als Managementberater und einer der wichtigsten Vordenker der Wirtschaft berät Reinhard K. Sprenger alle wichtigen Dax-100Unternehmen. Seine Bücher wurden allesamt zu Bestsellern. Als vierfacher Vater weiß er, was Eltern umtreibt und kennt die Herausforderungen des Familienalltags.
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Von der Lüge zur Wahrheit – vom Kopf ins Herz ... von Nanea (Hans-Jörg) Tschäni
Ein Beispiel eines Glaubenssatzes …
Der Glaubenssatz: "Ich brauche Wertschätzung und Bestätigung", um mich wertvoll und geliebt zu fühlen, erzeugt in mir das Gefühl des Mangels. Jemand da draußen soll mir meinen Wert bestätigen, damit ich mich wertvoll fühle. Dies zu glauben, erzeugt in mir sofort Druck. Ich muss etwas tun und dies besonders gut, möglichst perfekt, um meinen Wert zu erhalten. Ich verhalte mich dann auf der Arbeit so, da ich möglichst schnell und effizient sein möchte. Ich vergleiche mich mit anderen, zweifle an mir, ob ich mithalten kann, ob ich schnell genug bin. Ich gönne mir fast keine Pause, lenke mich nicht durch Gespräche mit anderen ab, fokussiere mich besessen auf die Arbeit und isoliere mich. Voll im Hamsterrad gefangen, bin ich ein von mir selbst Getriebener. Durch das Glauben des Glaubenssatzes erzeuge ich selbst den Druck in mir - er kommt nicht von außen! Wenn ich den Glaubenssatz für die Wahrheit halte, leide ich an einer chronischen Überforderung und stehe unter Zeitdruck. Durch die Überprüfung des Glaubenssatzes erkenne ich, dass der Druck daher kommt, dass ich meinen Wert von Leistung abhängig mache und meinen gegebenen Selbstwert damit verleugne. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt in Richtung Wahrheit. Ich erkenne: Ohne den Gedanken: "Ich brauche Wertschätzung und Bestätigung." bin ich bereits wertvoll im Jetzt. Es kommt Frieden auf.
Hinschauen entlarvt die Lüge, und die Wahrheit kommt zum Vorschein …
Ich erkenne, meine schmerzlichen Gefühle sind der Wecker und die Aufforderung innezuhalten und hinzuschauen. Wenn ich den Glaubenssatz erkenne und diesen auf den Wahrheitsgehalt untersuche, erkenne ich die Lüge des unbewussten Gedankens.
Durch die Betrachtung dieser schmerzlichen Grundüberzeugungen aus der umgekehrten Perspektive passiert angesichts der Wahrheit die Erlösung vom Schmerz. Mir wird bewusst, dass es jeweils nur ein Gedanke ist, der das schmerzliche Gefühl erzeugt und mich zu einem bestimmten Verhalten führt. Also ist hinschauen und das Unbewusste ins Bewusstsein bringen die Erlösung vom Leiden.
Die Merkmale von Lüge und unbewussten Glaubenssätzen …
Lügen tun immer weh. Also ist der emotionale Schmerz immer ein Hinweis, dass ich in einer Lüge involviert bin. Ich schäme mich dafür, wenn ich lüge. Doch die meisten leidverursachenden Lügen, sind mir nicht bewusst. Durch intelligente Überprüfung meiner Gedanken, habe ich herausgefunden, dass es sich um tief verwurzelte "Über-ZEUGUNGEN" handelt. Lügen, die ich für die Wahrheit halte.
Überzeugungen als Angstgedanken erzeugen schmerzliche Gefühle wie Unruhe, Stress, Ärger, Trauer, Wut, Zorn, Neid, Eifersucht, Hass, Ablehnung, Verachtung ... An diesen schmerzlichen Gefühlen erkenne ich, dass ich in einer Lüge involviert bin. Jede Handlung, die auf diesen Grundüberzeugungen basiert, setzt die Lüge und das damit verbundene Leiden fort. Lügen führen zu kriegerischen, zerstörerischen Handlungen gegenüber mir selbst und anderen.
Situationen oder Ereignisse sind neutral …
Jede Situation ist neutral, bis der Ich-Gedanke dazwischenkommt. Ich bemerkte, nichts ist wahr, was ich unbewusst glaube. Jeder Ich-Gedanke ist die Lüge. Durch das Untersuchen von Glaubenssätzen erkenne ich, was ich in Wahrheit bin. Der Verstand kommentiert, interpretiert sofort ein Ereignis, er urteilt, beschuldigt, will recht haben, will es anders haben - ist im Widerstand zu dem WAS IST. Das Abgespaltene, Abgelehnte will gesehen werden. Es gibt keine Trennung, es ist der Verstand, der trennt und zweifelt.
Der Selbstkontakt eröffnet neue Verhaltensoptionen …
Der Frieden in mir ist ein Indiz für den liebevollen Kontakt zu mir selbst. Im stillen Gewahrsein meiner Selbst komme ich in meine wahre Kraft. Dann ist es ein Tun aus mir selbst heraus, ohne Zielstellung schnell oder effizient zu sein. Es entstehen neue, liebevollere Verhaltensoptionen. Zum Beispiel kann ich nun aus der Ruhe heraus in einem entspannten, natürlichen Tempo arbeiten und dazu stehen. Ich bin sachlich, fokussiert und dadurch in der Lage das zu tun, was jetzt Priorität hat. Die Wahrheit eröffnet wahren Kontakt zu mir selbst und damit auch zum Gegenüber. In diesem neuen Selbst-Bewusstsein finde ich sogar die liebevolle Option "Nein" zu sagen. Wo Wahrheit ist, ist es in mir friedvoll, liebevoll, still. Dieser Frieden ist der Wegweiser.
Vom Kopf gesteuert - der Verstand ist nicht intelligent …
Durch glauben meiner Gedanken bin ich der unbewusste Schöpfer meiner Lebensumstände, meines Leidens. Jede Situation ist neutral und zu meinem Besten. Der Verstand will auch das Beste, aber er ist nicht intelligent und missinterpretiert die Situation. Seine Motivation beruht auf Angst, beruht auf Vergangenheit oder er ängstigt sich über eine mögliche Zukunft. Die Angstgedanken sind nicht überprüft, unbewusst, nicht wahr, also Lügen. Nicht überprüftes glauben von Gedanken "er-zeugt" Leiden. Leiden ist selbstgemacht. Durch die Fragen nach der Wahrheit wird der Verstand mitgenommen, intelligent beschäftigt. Die Antwort, die Wahrheit finde ich in mir selbst. Für meinen inneren Frieden bin ich selbst verantwortlich.
Umkehrung von Glaubenssätzen in die Wahrheit …
Die Umkehrungen zu meinem Beispiel sind: Ich brauche keine Wertschätzung, weil mein Wert bereits vollkommen ist. Ich stehe zu meinem Tempo, ich muss nicht schneller sein als ich bin, ich bin schnell genug. Ich arbeite Schritt für Schritt in meinem Tempo, ich bin damit im Einklang und genieße es. Mein Tempo ist immer richtig. Ich muss nicht die Erwartungen anderer erfüllen. Dies sind nicht polare Affirmationen im Verstand, sondern ist Einheitsbewusstsein. Der Identitätswechsel von der "Ich-Verstand-Körper-Identifikation" hin zu meinem wahren Wesen. Es ist geistiger Natur. Rückwirkend erkenne ich, dass ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Ich habe immer, was ich brauche, und ich brauche, was ich habe. Alles, was ist und wie es ist, ist vollkommen - es ist immer der perfekte Moment.
Verinnerlichung der Umkehr ist Freiheit …
Die Verinnerlichung der erkannten Wahrheit, die Einswerdung damit, ist die Erlösung. Die Bereitschaft, dies zu tun, indem ich mich immer wieder neu an die erkannte Wahrheit erinnere, verankert mich im Wahrheits-Bewusstsein. Der Kopf fällt ins Herz. Das Gewahrsein von Frieden und Liebe durch die Umkehr ist im Jetzt - frei vom Verstand, frei von Polarität. Es ist Einheit ohne Zeit und Raum. Es ist Sein.
Nanea (Hans-Jörg) Tschäni ist Coach und Autor. Er begleitet Menschen bei der Selbstbefragung, Glaubenssätze zu erkennen, diese zu überprüfen und sie umzukehren. In den Monaten Juni bis September ist er unter dem Thema „Kraftplatz der Umkehr“ in der „Geistreich Bewusstseinsschule“ in 14554 Seddiner See tätig und ganzjährig/überregional per Skype und Zoom erreichbar. Kontakt per E-Mail unter nanea@geistreich-sein.de. Weitere Infos zur „Geistreich Bewusstseinsschule“ auf www.geistreich-sein.de
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Die befreiende Kraft schamanischer Bilder. Ein alternativer, komplementärer Heilungsweg für die Seele ... von Peter Maier
Unter "schamanischen Bildern" verstehe ich "Seelenbilder", "innere Bilder", "Symbolbilder der Seele", "Visionsbilder" oder "Traumbilder im Tagesbewusstsein". Da ich seit vielen Jahren etwa bei Visionssuchen, Familienaufstellungen, Medizinwanderungen und schamanischen Reisen häufig selbst mit schamanischen Ritualen zu tun habe, bei denen laufend solche Seelenbilder entstehen, habe ich dafür den Begriff "schamanische Bilder" gewählt.
Solche Seelenbilder sind mit unserer links-hirnigen Ebene gar nicht wirklich zu erfassen und können daher rational nur unzureichend beschrieben werden. Die Begriffe "innere Bilder", "Seelenbilder" oder eben "schamanische Bilder" bleiben notgedrungen sehr vage, unbestimmt, unscharf und dadurch offen. Dennoch sind solche Bilder und Zustände enorm wichtig für uns. Solche Bilder erscheinen in der Regel im sogenannten Alphazustand, wenn es uns gelingt, etwa bei Ritualen oder in der Meditation in unsere rechte, viel langsamer schwingende, Gehirnhälfte zu gelangen.
Die Bedeutung schamanischer Bilder …
Schamanische Bilder haben für viele Menschen sehr oft zwei bedeutsame Wirkungen. Wenn derartige Bilder hochkommen, zeigen sie auf intuitive, assoziative, kreative und energetische Weise an, um welches Problem, welches Thema, welche Fragestellung oder welche Krankheitsursachen es sich handelt. Solche Symbolbilder sind Ausdruck und Sprache der Seele. Damit haben schamanische Bilder einerseits einen unschätzbaren diagnostischen Wert.
Im Gegensatz zur rational orientierten Schulmedizin mit ihren bildgebenden Verfahren - etwa den Ultraschallbildern oder Aufnahmen, die bei einer Röntgenuntersuchung, Computer-Tomographie (CT) oder Magnetresonanz-Tomographie (MRT) erzeugt werden, - berühren persönliche Seelenbilder noch ganz andere Dimensionen. Sie können Hinweise geben auf die emotionale Befindlichkeit des Patienten, auf die tieferen Ursachen der Entstehung seiner Krankheit und auf die Ebene, auf der das Problem zu suchen ist: etwa auf der psychischen, familien-systemischen, energetischen, spirituellen, mentalen oder karmischen Ebene.
Solche Informationen sind in der Regel bei den soeben genannten diagnostischen Verfahren der Schulmedizin, die sich ausschließlich auf momentane körperliche Zustände beziehen, nicht zu erhalten. Außerdem konzentrieren sich Ärzte bei ihren Behandlungen meist nur auf die im Körper angezeigten Symptome. Bei onkologischen Erkrankungen etwa, aber ebenso bei den meisten chronischen Leiden wird in den seltensten Fällen nach den eigentlichen Gründen für die Entstehung der Krankheit gefragt. Da derartige Ursachen fast immer in unverarbeiteten Emotionen liegen und damit notgedrungen individuell sind, wäre die herkömmliche Schulmedizin mit einer tiefer-gehenden Diagnose vermutlich auch überfordert.
Für einen bleibenden Heilungserfolg sind jedoch meiner festen Überzeugung nach die Aufdeckung dieser eigentlichen Krankheitsursachen und ihre Beseitigung unabdingbar. Die erste Bedeutung von schamanischen Bildern liegt somit in einer sehr weitreichenden und ganzheitlichen Diagnostik beim Auffinden der tieferen Hintergründe und Ursachen einer körperlichen Erkrankung oder eines psychischen Problems.
Die zweite Bedeutung, die ebenfalls gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, sehe ich in der Veränderbarkeit solcher "Bilder der Seele". Oft gibt es für die Betroffenen eine ganze Kette aufeinanderfolgender Seelenbilder, die - ohne bewusstes Zutun des Klienten - als Erstes eine Krankheitsursache im Symbolbild anzeigen. Nicht selten beinhalten die in der Psyche hochsteigenden Bilder selbst oder Folgebilder dann bereits eine Lösung oder sie geben zumindest einen deutlichen Hinweis auf einen Lösungsweg. Zudem ist es möglich, solche inneren Bilder ganz bewusst und geistig aktiv ins Positive zu transformieren- in heilsame Bilder, die dann wiederum eine starke befreiende Rückwirkung auf unsere Seele haben. Somit haben schamanische Bilder eine enorme heilende Kraft.
Schamanische Bilder in Märchen und Mythen …
Im Grunde kommen solche Symbolbilder der Seele, die oftmals im Alphazustand etwa kurz nach dem Aufwachen aufsteigen und Traumbildern sehr ähnlich sind, in ihrer Wirkung den magischen Geschichten in Märchen und Mythen nahe, in denen sich ebenfalls menschliche Seelenbilder niedergeschlagen haben. Bedeutende Psychologen wie etwa C. G. Jung haben längst den unerschöpflichen Schatz erkannt, der in den Märchen liegt: im großen Reservoir von Lebensweisheiten, die vor allem die Entwicklung der menschlichen Psyche betreffen. Das "Kollektive Unbewusste", das den Kern unserer Psyche darstellt, ist voll von archetypischem Material. Und dieses besteht aus solchen Urbildern der Seele, die sich in der kollektiven Psyche ganzer Völker oder in der individuellen Psyche vieler Menschen über Sprach- und Volksgrenzen hinweg niedergeschlagen haben. Gelingt es etwa, die Märchen und die magischen Figuren darin zu entschlüsseln, mit denen ein Klient in Resonanz geht, können diese Geschichten sehr heilsam zur Deutung und Auflösung seines seelischen Problems werden. Denn die Märchenerzählungen sind, wie oben bereits erwähnt, voll von schamanischen Bildern - von Menschen früherer Zeiten. Solche Seelenbilder entstehen in der rechten Gehirnhälfte, dem Ort der Emotionen, der Imagination, der Intuition, der Kreativität, der Assoziationen, der Visionen, der Beziehungshaftigkeit und der Magie im Menschen. Da sehr viele sich modern und aufgeklärt fühlende Zeitgenossen fast ausschließlich nur links-hirnig, das heißt verstandesmäßig-rational, unterwegs sind, belächeln sie womöglich Märchen und damit eben auch die Seelenbilder heutiger Menschen und wollen solche Geschichten und Bilder gerne ins Reich der Kindheit verbannen. Dadurch geben sie aber eine beinahe unerschöpfliche Quelle sozialen, magischen, emotionalen, energetischen, psychischen und kommunikativen Wissens aus der Hand, die etwa Märchen beinhalten. Dies ist in unserer hektischen Alltags- und Arbeitswelt gar nicht verwunderlich, in der Langsamkeit, sowie Entschleunigung und Entspannung kaum noch Raum haben.
Unsere rechte Gehirnhälfte schwingt wesentlich langsamer mit niederfrequenten Alphawellen. Dagegen äußert sich die linke, rational-orientierte Gehirnhälfte im hochfrequenten Betawellen-Bereich. Es ist daher nicht überraschend, dass die schamanischen Bilder in unserer heutigen, rational und (informations-)technisch ausgerichteten Gesellschaft nur noch in außergewöhnlichen Situationen entstehen können - zum Beispiel während der Meditation oder bei schamanischen Ritualen, bei denen die Hektik des Alltags bewusst ausgeschaltet wird und man dadurch erst überhaupt in den Alphazustand geraten kann.
Ein Ritual, in dem die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von solchen inneren Bildern sehr groß ist, stellt die Visionssuche dar. Nach einer mehrtägigen Vorbereitung in der Gruppe gehen die Teilnehmer in der sogenannten "Solozeit" einzeln und ganz allein für vier Tage und Nächte hinaus in die wilde Natur, um sich fundamental der eigenen Person und dem eigenen Inneren zu stellen - ohne Essen, ohne Zelt und ohne jedes Kommunikationsmittel wie dem Smartphone. Die Teilnehmer gelten in diese Zeit als unsichtbar, ganz sich selbst und den Kräften der Natur überlassen.
Hören wir im Folgenden die berührende Geschichte von Theresa, die ich während meiner Visionssuche in Kärnten kennen gelernt habe und die in ihrer Solozeit plötzlich am helllichten Tag eine ganze Reihe von schamanischen Bildern bekam.
Theresa (Name geändert, 53 Jahre): "Meine Mutter wollte mich nicht"
Theresa hatte den Eindruck, dass sie schon als kleines Baby von ihrer Mutter abgelehnt worden war. Dadurch zog sich ein Gefühl tiefer Minderwertigkeit, Lebensangst und Verunsicherung wie ein roter Faden durch ihr ganzes Leben - Emotionen, die sie seelisch niederdrückten und sie schon mehrfach in eine depressive Stimmung hatten geraten lassen.
Bei jeder Gelegenheit wurde sie von ihrer Mutter kritisiert, obwohl sie doch erfolgreich im Studium war und einen guten Job als Lehrerin hatte. Theresa bekam einfach das Gefühl nicht los, von ihrer Mutter nie gewollt und nicht geliebt worden zu sein - vom Anfang ihres Lebens an. Obwohl sie mehrfach versucht hatte, mit ihrer Mutter darüber zu reden, bekam sie nur Ablehnung und Aggressionen von ihr zu spüren.
Wie sollte sie sich von diesen toxischen Emotionen und von dieser inneren Vorstellung befreien können? Genau deshalb war sie zur Visionssuche gekommen. Sie wollte sich endlich schonungslos mit diesen Gefühlen konfrontieren, um endlich frei zu werden und sich selbst zu finden - unabhängig von all den negativen Erfahrungen mit ihrer Mutter. Und mit dieser Intention ließ sich Theresa am Morgen des fünften Tages der Visionssuche von den Ritualleitern in die Solo-Zeit hinausschicken. Nach ihrer Rückkehr erzählte sie uns folgende Geschichte:
Ich war bereit, mich von all den Gefühlen überfluten zu lassen, die hochkommen wollten. Ich wollte mich endlich fallen lassen und alles annehmen, egal was da aus mir hochsteigen würde. Und es kam tatsächlich etwas Schreckliches hoch:
Am Nachmittag des vierten Tages meiner Solo-Zeit, als ich auf der Almwiese saß, sah ich mich plötzlich als Baby im Bauch meiner Mutter. Eigentlich sollte mich die Plazenta über die Nabelschnur mit Nahrung versorgen. Aber meine Mutter war bereits gestorben, ihr Körper und die Gebärmutter, in der ich mich als Embryo befand, wurden immer mehr von dem Leichengift der toten Mutter durchsetzt. Ich spürte, wie das Gift auch in mich als Embryo eindrang. War das nun für mich das Ende im Leib der toten Mutter? Würde mich ihre giftige Gebärmutter umbringen? Ich sah mich bereits sterben.
Dann passierte jedoch etwas ganz Unerwartetes: Ich sah mich plötzlich als erwachsene Frau, die kräftig, zupackend und zu allem entschlossen zum Leib der Mutter rannte, den ich auf der Almwiese liegen sah. Mit einem großen Schlachtermesser öffnete ich den Bauchraum der toten Mutter. Danach schnitt ich zunächst die ganze giftige und stinkende Gebärmutter, in der das Embryo eingeschlossen war, aus dem übrigen Körper der Mutter heraus. Anschließend holte ich das ausgewachsene Baby aus dem Gewebe, indem ich dieses ebenfalls sehr vorsichtig aufschnitt. Das Baby war noch am Leben und weinte. Sofort drückte ich es fest an mein Herz und begann es zu wiegen und zu besänftigen.
Das ganze Geschehen ergriff mich so sehr, dass nun auch ich, die erwachsene Theresa, hemmungslos weinen musste - vor Schreck, vor Erleichterung und vor lauter Glück. Ich sprang auf, es schüttelte mich am ganzen Körper. Mein Baby war gerettet und befreit. Ich spürte, dass es mein größter Schatz, ja meine tiefste Mitte in mir war. Nun hatte ich in dem Kind endlich das gefunden, wonach ich mein Leben lang instinktiv so Sehnsucht gehabt hatte, ohne mir dessen aber im Klaren zu sein: Sehnsucht nach Liebe und Angenommen-Sein. Plötzlich hatte alles Sinn in meinem Leben. Dieses Gefühl begleitete mich durch die ganze Nacht hindurch und in diesem emotionalen Zustand bin ich heute Morgen zurückgekommen zur Ritualgruppe.
Reflexion: Durchbruch ins eigene Leben …
Die Ritualleiter boten Theresa nach ihrer Erzählung folgende Deutung an: Die Situation des ausgewachsenen Babys in der Gebärmutter zeigte auf sehr drastische Weise, wie vergiftend Theresa die Beziehung zu ihrer Mutter empfand. Damit wurde Theresa nochmals mit der Wahrheit konfrontiert, vor der sie so Angst hatte: mit dem totalen Abgelehnt-Werden durch ihre Mutter. Das war ihr zwar immer bewusst gewesen, jetzt aber musste sie dieses Gefühl in einem konzentrierten, plastischen und brutalen Bild erleben. Dies war zunächst schrecklich für sie.
Weil sie sich aber emotional mit dieser ihrer ungeschminkten Wahrheit konfrontieren ließ und dieses schlimme Erleben allein auf der Almwiese aushielt, bekam sie danach ein weiteres, dieses Mal befreiendes Lösungsbild. Sie ging aus der Opferrolle heraus, holte selbst zupackend ihr Baby aus der giftigen Gebärmutter und drückte es liebend und bergend an ihr Herz. Damit beendete Theresa endlich aktiv diese furchtbare Verstrickung mit ihrer Mutter, in der sie bis jetzt emotional festgesteckt hatte. Sie wartete nicht länger darauf, bis sie vielleicht doch noch von ihrer Mutter geliebt werden würde. Ihre Lebensblockade hatte mit diesem Befreiungsbild ein Ende, ihre Lebenskraft war geweckt. Ja, Theresa konnte endlich erleben, welche Vitalkraft in ihr steckte.
Mit dem Herausschneiden des Babys aus der vergiftenden Mutter, die emotional für sie längst gestorben war, befreite sich Theresa für ihr weiteres Leben. Sie konnte dabei eine innere Kraft und Stärke erfahren, von denen sie bisher nichts gewusst hatte. Ihre Opferrolle war ein für alle Mal beendet, nun konnte sie sich endlich selbst lieben. Das schamanische Bild, der Tagestraum bei Bewusstsein, hatte eine entscheidende Wende in ihrem Leben angezeigt.
Da ich mit Theresa noch Jahre nach dieser Visionssuche in Verbindung blieb, habe ich von ihr erfahren, dass sich auch äußerlich ihr Leben völlig veränderte. Sie kündigte ihren Bürojob, machte eine Ausbildung zur Atemtherapeutin und ist seither erfolgreich in diesem neuen Beruf tätig. Sie will anderen Menschen dabei helfen und sie dabei begleiten, frei zu werden in ihrer Seele. Wenn der Atem frei wird, wird die Seele ebenfalls frei und damit das ganze Leben.
Peter Maier ist Lebensberater, Initiationsbegleiter und Autor. Sein neuestes Buch „Heilung – Die befreiende Kraft schamanischer Rituale“ ist über Epubli Berlin 2022 erschienen und zum Preis als Print mit Softcover für 16,99 Euro oder als eBook für 10,99 Euro erhältlich. Weitere Bücher von Peter Maier: „Heilung – Plädoyer für eine integrative Medizin“, Epubli Berlin 2020, 1. Auflage, Softcover: 18,99 Euro, eBook: 12,99 Euro und „Heilung – Initiation ins Göttliche“, Epubli Berlin 2020, 2. Auflage, Softcover: 18,99 Euro, eBook: 11,99 Euro. Infos und Buchbezug unter www.alternative-heilungswege.de und www.initiation-erwachsenwerden.de
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Angstgegner der Angst: Dein Atem! ... von Devananda Christian Vanhauer
Ändere deinen Atem, dann ändert sich alles in deinem Leben. Ich selbst habe innerhalb eines halben Jahres 18 Kilogramm Übergewicht abgebaut, indem ich täglich 1 Stunde Swasa-Kriya, die Jahrtausende alte Atmung der Tantra-Yogis praktizierte. Richtiges Atmen balanciert die Gefühlswelt, macht willensstark und erhöht die Schwingungen des physischen Körpers, indem es ihn stärker mit Atman, unserem unsterblichen Selbst verwebt.
Die Atmung ist die einzige Funktion unseres Körpers, die sowohl bewusst als auch unbewusst erfolgen kann. Die Atmung ist deshalb eine Brücke zwischen unserem Bewusstsein und unserem Unterbewusstsein. Wer schon einmal versucht hat, grundlegende Dinge in seinem Leben zu verändern, zum Beispiel seine Ernährungsgewohnheiten, der wird vermutlich wissen, dass unser Unterbewusstsein viel stärker ist als all die frommen Wünsche und Absichtserklärungen, die wir mit unserem bewussten Willen formulieren. Wie können wir also das Unterbewusstsein dazu bringen, uns zu unterstützen?
Angst ist die Grundlage aller negativen Programme, die in unserem Unterbewusstsein schlummern. Ursprünglich ist Angst aber gar nichts negatives, sondern ein instinktbasierter Mechanismus, um unsere Energiereserven zu mobilisieren und uns auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Das Atemmuster der Angst transportiert durch erhöhtes Atemvolumen vorsorglich das CO2 aus unserem Blut, damit wir bei unserem anschließenden Kampf bzw. bei unserer Flucht nicht so schnell außer Atem geraten. Wenn aber trotz der Angst nach einer gewissen Zeit keine intensive Muskelbewegung durch Flucht oder Kampf stattfindet, entsteht nicht genug CO2, um den PH-Wert in unserem Blut stabil zu halten. Unser Blut wird zu basisch, unsere Kräfte schwinden und im Extremfall können wir sogar ohnmächtig werden.
Den Effekt, dass man durch zu heftiges Atmen ohnmächtig werden kann, kennen viele unter dem Fachbegriff "Hyperventilation" - das ist aber nur ein schlau klingendes, weil griechisches Wort für "zu viel atmen". Unser Blut ist sehr empfindlich, was eine Änderung des PH-Wertes angeht. Atmen wir zu schnell, geht zu viel CO2 verloren und unser Blut wird zu basisch. Übertreiben wir es mit dem Atmen, stellt unser Gehirn deshalb auf einen energiesparenden Notfallmodus um: Wir fallen ins Koma. Atmen wir hingegen zu langsam, oder halten sogar den Atem an, kann das CO2 nicht ausreichend abgeatmet werden. Unser Blut wird zu sauer und wir haben das Gefühl, zu ersticken. Auch in diesem Fall werden wir nach einer Weile ohnmächtig, damit schlimmere Schäden am Gehirn verhindert werden.
Eines der größten Probleme unserer Zeit, sowohl für unsere psychische als auch für unsere physische Gesundheit, ist die Tatsache, dass wir gelernt haben, die körperlichen Kampf- und Fluchtimpulse nur zu unterdrücken, anstatt unsere Ängste komplett aufzulösen. Niemand hat uns gezeigt, wie wir die unbewussten Atemmuster der Angst wieder auflösen und so atmen, dass wir tiefen Frieden erfahren. Tiefer Frieden und innere Freude sind nämlich der natürliche Normalzustand des Menschen.
Allerdings leben wir in einer Gesellschaft, in der unser Verhalten durch Angst gesteuert werden soll. Deshalb ist Angst genauso allgegenwärtig, wie der Gott der verschiedenen Religionen, den man fürchten sollte. Die sogenannte Auf-klärung hat in der entscheidenden Frage, nämlich "Angst oder Liebe?" keine entscheidende Veränderung gebracht. Eine "Auf-lösung", nämlich die Auflösung der Angst, hätten wir damals genau wie heute, viel dringender gebraucht. Die gute Nachricht lautet: Du hast die Auflösung deiner Angst und die Öffnung für die Liebe selbst in der Hand - mit jedem einzelnen Atemzug.
Wer den Teufelskreis versteht, kann ihn leichter durchbrechen. "Übersäuerung" ist ein viel gebrauchtes Wort unter gesundheitsbewussten Menschen. Die wenigsten haben aber verstanden, dass der Drang zu säurebildenden Lebensmitteln nur eine Nebenwirkung angstbasierter Atemmuster ist. Wer angstvoll atmet, braucht die Säuren aus der ungesunden Nahrung, um zu überleben. Denn ein zu basischer PH-Wert des Blutes durch erhöhtes Atemvolumen ist auf Dauer genauso tödlich wie ein zu saurer PH-Wert.
Übersäuerung ist ein Symptom chronischer Angst, die verniedlichend gerne "Stress" genannt wird. Chronische Angst führt zu chronischer Hyperventilation und diese führt zu einem natürlichen Verlangen nach säurebildender Nahrung und säurebildenden Suchtstoffen.
Anstatt das Symptom zu bekämpfen und sich zu einer kopfgesteuerten Ernährung und Lebensweise zu zwingen, könnte man der chronischen Angst einfach die chemische Grundlage entziehen. Mit anderen Worten: Wenn du jederzeit so atmest, als sei alles in allerbester Ordnung, dann hat dein Unterbewusstsein überhaupt keine Chance mehr, daran zu zweifeln. Ein bekannter Mann prägte einmal den Satz: "Es geschehe dir nach deinem Glauben". Ob du also körperliche Heilung suchst oder seelisches Heil: Dein Atem ist der Schlüssel.
Gerade in Zeiten von Krieg, politisch gewolltem Energiemangel und "Blackoutgefahr", ist es wichtiger denn je, in sich zu ruhen und bei sich zu bleiben. Wer gesundes Atmen lernen will, braucht allerdings einen guten Lehrer. Zum einen ist sehr viel Fehlinformation im Umlauf, was dazu führt, dass man sogar in vielen Yogakursen Übungen lernt, die alles nur verschlimmbessern. Zum anderen besteht eine wichtige Aufgabe des Lehrers darin, einen zu motivieren. Denn ohne eine tägliche Übungspraxis wird es nicht gelingen, das Atemzentrum im Gehirn so umzuprogrammieren, dass du jederzeit gesund atmest, also auch dann, wenn du gar nicht darauf achtest.
Dayananda C. Vanhauer praktiziert seit über 20 Jahren Kriya Yoga, Mantra Yoga und Tantra Yoga unter verschiedenen Meistern. 2009 wurde er von seinem Meister Sri Kaleshwar als Heiler und Lehrer zertifiziert und autorisiert, das Karma anderer Menschen mit Hilfe der Meisterlinie aufzulösen.
Interessierte, die ihre Atemgewohnheiten verändern wollen, können sich auf der Website von D. C. Vanhauer www.atem-revolution.de informieren und einen Termin buchen. Außerdem können Sie für 21 Tage täglich ein kurzes Motivationsvideo und eine 5-minütige Atem-Anleitung erhalten.
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15 Grundlagen des geistigen Lebens ... angeregt von Veny Bachmann
Für alle, die sich selbst erfahren wollen und mit den geistigen Ebenen in Kontakt treten möchten, sind folgende "Grundsätze" förderlich, um in die Schwingungsebene der feinstofflichen Welt vorzudringen.
Wenn wir die einzelnen Punkte nicht nur kennen, sondern auch bewusst in unser Leben einbinden und so zu einem festen Teil von uns werden lassen, machen wir unser Verhalten harmonischer und erheben damit automatisch unsere eigene Schwingung, die uns dann in die feinstofflichen Welten führen kann.
1. Sei dir beständig bewusst, dass du zur vollen Darstellung deiner Harmonie hinstrebst. Diesem Ziel gib dich hin mit deinem ganzen Sein und Dienen, wie es das "Erste Gebot" so schön ausdrückt.
2. Lerne die Lektion der Gewaltlosigkeit, der Harmlosigkeit. Mit keinem Wort, keinem Gedanken und keinem Gefühl füge je einem Lebensteil Böses zu. Wisse, dass demgegenüber das sichtbare gewaltsame Handeln eine geringere Sünde ist.
3. Beunruhige nie eines Bruders Gemüt, weder gedankenlos noch absichtlich. Wisse: Der Sturm, den du der anderen Seele verursachst, wird früher oder später die Ufer deines eigenen Lebensstromes überfluten. Bringe vielmehr Ruhe und Frieden in alles Leben und sei, wie der Psalmist so gut sagt, "Öl für die aufgewühlten Wasser".
4. Trenne dich von deinen persönlichen Wahnbildern und Täuschungen. Gib nie durch eigene Rechtfertigung kund, dass du dich selber mehr liebst als die Harmonie des Universums. Wenn du im Recht bist, brauchst du es nicht zu verkünden. Bist du im Unrecht, so bitte und bete um Vergebung. Wenn du dich selbst überwachst, merkst du ein etwa aufkommendes Entrüstet- oder Verletzt-sein. Diese mehr verborgenen Schatten auf dem rechten Pfade erkennst du sofort an jeder Selbstgerechtigkeit.
5. Wandle in Güte durch die Welt in dem Wissen, dass dein Körper ein Tempel ist, in welchem der Heilige Geist wohnt, der überall Frieden und Erleuchtung in alles Leben bringt. Halte deinen Tempel stets in verehrungsvoller Reinheit, wie es sich ziemt für die Wohnstatt des Geistes der Wahrheit. Und achte und ehre mit gütiger Würde auch alle anderen Tempel in den Menschen, und wisse, dass unter manch rauer oder unscheinbarer Hülle oft ein großes Licht brennt.
6. Nimm in der Gegenwart der Natur die Schönheiten und Gaben des gesamten Naturreiches liebevoll und dankbar in dich auf. Entheilige sie nicht durch niedriges Denken oder Fühlen oder durch Handlungen, die sie ihrer Schönheit berauben.
7. Bilde dir keine Meinung, wenn du nicht dazu aufgefordert bist, und dann auch nur nach einem stillen Anruf um Führung.
8. Sprich, sobald das Licht der Wahrheit etwas durch dich sagen will, sonst aber bleibe friedvoll im Schweigen, der Kraft der Liebe.
9. Lass das Ritual deines Lebens, dein Befolgen der heiligen Gebote des Lebens so unauffällig sein, dass niemand dein Streben zur Vollendung merkt. Sonst könnte sich fremde Willenskraft gegen dich wenden oder dein eigener Stolz dein Dienen vergiften.
10. Lass dein Herz Dank singen, dass der Allerhöchste dir den Lebensgeist in Obhut gab, damit Er die Grenzen seines Reiches durch dich erweitere.
11. Sei wachsam, benutze die dir vom Vater alles Lebens geliehenen Fähigkeiten und Gaben immer nur so, dass sein Reich des Friedens und der Liebe ausgedehnt wird.
12. Beanspruche nichts für dich selber, weder Kräfte noch Herrschaft, ebenso wenig wie du die Luft, die du atmest, oder die Sonne, die du frei nutzest, als dein eigen ansehen kannst. Erkenne alles als Natur gehörend an.
13. In Worten und Taten sei gütig, doch stets in der Würde, die immer in der lebendigen Gegenwart herrscht, die in deinem Tempel ist.
14. Lege fortwährend alles Können deines Wesens und jede innere Entfaltung deiner eigenen Natur zu Füßen der Gottesmacht und bemühe dich stets, in einer Leidenden Vollkommenheit zu schaffen.
15. Deine Losung sei: Güte, Demut und liebendes Dienen.
Nie aber lass deine Demut irrtümlich als Schläfrigkeit wirken. Ein Diener des Herrn ist ewig wachsam, wie die Sonne am Himmel und strömt ständig die Gaben aus, die ihm individuell anvertraut sind. Nie aber lass deine Demut irrtümlich als Schläfrigkeit wirken. Ein Diener des Herrn ist ewig wachsam, wie die Sonne am Himmel und strömt ständig die Gaben aus, die ihm individuell anvertraut sind.
Dieser Beitrag ist eine Anregung von Veny Bachmann.
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